Zufriedenheit am Arbeitsplatz – wie gelingt das?

Wir möchten doch alle gerne arbeiten gehen, ein erfüllendes Aufgabengebiet und ein tolles Betriebsklima haben. Eine österreichische Studie hat vor einiger Zeit herausgefunden, dass Geld alleine Mitarbeiter:innen nicht glücklich macht.

Die Personalberaterin Geraldine Hofstetter hat 500 Bewerber:innen befragt. Offensichtlich wurde dabei, dass ungünstiges Arbeitsklima und Mobbing dazu führen, dass sich Menschen nach einem anderen Job umsehen. Diese Studie möchten wir Ihnen gerne vorstellen.

Die Expertin Hofstetter hat im Rahmen dieser Studie über 500 relevante Fragebögen ausgewertet. „Mich hat interessiert, was Mitarbeiter an einen Arbeitgeber bindet und wie Unternehmen Arbeitnehmer halten können“, erklärt Hofstetter, die als Personalberaterin und Personalistin aus langer Erfahrung beide Seiten der Job- und Bewerbersuche kennt.

Teilgenommen haben Bewerber quer durch alle Altersschichten, Führungsebenen und Branchen. In über 30 Fragen rund um Arbeitsumfeld, Weiterbildung, Kündigungsgründe, Gehalt, Motivation und Arbeitsbedingungen verrieten die Teilnehmer, was ihnen bei der Jobsuche und im Arbeitsalltag wichtig ist.

Ganz klar auf Platz 1 liegt ein erfüllendes Aufgabengebiet. Gleich gefolgt von einem guten Arbeitsklima. Überraschenderweise erst auf Platz 3 liegt der Wunsch nach einem hohen Gehalt.
 

„Was Mitarbeiter schätzen, ist absolut nicht mit hohen Kosten verbunden“, bringt es Hofstetter auf den Punkt. Flexible Arbeitszeiten und wertschätzende Vorgesetzte sind den Arbeitnehmern wichtig.

Starker Wunsch nach einem kompetenten, loyalen und menschlichen Chef

Interessant auch, dass der Wunsch nach einem „tollen Chef“ auf Platz 5 der Liste liegt. Die Studie hat auch abgefragt, was Arbeitnehmer von ihrem Chef erwarten – hier die ersten drei Wünsche: Einen kompetenten Vorgesetzten wünschen sich 61,2 Prozent der Befragten, Loyalität gegenüber den Arbeitnehmern ist für 58,6 Prozent ein wichtiges Kriterium. Dass ein Chef menschlich sein muss, steht für 57,5 Prozent der befragten Bewerber außer Frage. Ein tolles Jobangebot ist für die Befragten aber noch kein Grund, den Posten zu wechseln.

Was sind dann die Gründe, warum Menschen sich einen neuen Job suchen?

Hofstetter stellte auch diese Frage und bekam folgende Antworten: Schlechtes Arbeitsklima wäre für 90 Prozent der Befragten Anlass Nummer Eins, um zu gehen. Für 66 Prozent ist Mobbing Grund genug, um sich betrieblich neu zu orientieren. Ist das Verhältnis zum Vorgesetzten schwierig, würden 64,5 Prozent einen Jobwechsel in Erwägung ziehen. Werden die Bewerber nach dem konkreten Grund ihres aktuellen Berufswechsels befragt, geben 44,6 Prozent schlechtes Arbeitsklima als Grund dafür an.

Wie können gute Rahmenbedingungen im Arbeitsumfeld geschaffen werden?

„In wirtschaftlich schlechten Zeiten wird die Ellbogentechnik womöglich schneller und eher eingesetzt“, vermutet Hofstetter. Die Psychologin und Soziologin Christa Kolodej, die sich seit mehr als zwei Jahrzehnten mit dem Thema Mobbing beschäftigt, hat die sehr interessante Erfahrung gemacht, dass zwischen wirtschaftlichen Krisensituationen und dem Auftreten von Mobbing ein klarer Zusammenhang besteht.

Drei Säulen der Prävention bei Mobbing

Für Kolodej steht fest, dass Mobbing ein Führungsthema ist. „In Österreich gibt es klare Rechtsnormen, was Mobbing betrifft. Die Führungskraft hat eine Fürsorgepflicht und ist dadurch verpflichtet, sämtliche Schikanen, die auftreten, wirksam zu unterbinden.“

Folgende Schritte sind aus Kolodejs Sicht wichtig:

Im ersten Schritt geht es für die Führungskraft, sich klar gegen sämtliche Übergriffe auf Kollegen zu positionieren. Danach werden im Rahmen von Einzelgesprächen alle Beteiligten zu sich gerufen, um die Situation zu klären. Auf Grundlage des Ergebnisses dieser Gespräche entscheidet die Führungskraft darüber, wie weiter vorgegangen wird. Entweder führt man ein moderierendes Gespräch zwischen den Beteiligten oder zieht externe Berater hinzu.“

Im zweiten Schritt sollen Konflikte konstruktiv ausgetragen werden können. Der Arbeitgeber muss dazu auch die passenden Rahmenbedingungen schaffen. Ein vernünftiges Konfliktmanagement sollte also unbedingt im Unternehmen etabliert werden. Dazu gehören unter anderem eine Meeting- und Kommunikationskultur sowie eine konstruktive Feedbackkultur.

Und der dritte Schritt: Management und Führungskraft müssen ein deutliches Signal setzen. Unter keinen Umständen darf Mobbing toleriert werden. Können Mitarbeiter ihre Konflikte nicht selbst lösen, muss die Führungskraft einschreiten. Ohne den Chef ist Mediation nicht möglich, ist Kolodej überzeugt.

„Die Vorstellung, dass ein mediatives Verfahren angeregt und gestartet wird, an dem die Führungskraft nicht beteiligt ist, ist aus meiner Sicht in Bezug auf Mobbing nicht sinnvoll. Sie hat die Verantwortung vor Ort, während und nach dem Prozess. Darüber hinaus hat sie je nach Schweregrad vielfältige juristische Sanktionsmöglichkeiten, die von der bloßen Ermahnung bzw. Verwarnung über die Versetzung bis zur Kündigung und Entlassung reichen.“

Quelle: Geraldine Hofstetter, JOB bowl, karriere.at 23.09.14