Krieg in Europa – Wie erkläre ich meinem Kind den Krieg?

Wir leben in einer Zeit, in der die Welt auch in unserer unmittelbaren Nähe immer wieder aus dem Gleichgewicht gerät. Seit einigen Monaten erleben wir einen Krieg in Europa mit allen damit verbundenen Konsequenzen. Diese betreffen nicht nur die Menschen aus der Ukraine, sondern auch uns.

Die täglichen Nachrichten sowie persönliche Begegnungen mit Kriegsflüchtlingen am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Gemeinde etc. lassen uns den Krieg hautnah miterleben.
Auch spüren wir die ökonomischen Konsequenzen u.a. beim Tanken, den Lebensmittel- und Energiepreisen und anderen Teuerungen.

Nicht nur wir, sondern auch unsere Kinder nehmen wahr, dass seit Monaten Unruhe und Angst verbreitet sind. Sie beobachten und erleben so wie wir den Krieg und dessen Auswirkungen. Sie merken, dass Mama und Papa unruhig sind, wenn sie Nachrichten hören. Sie sehen, dass auf den Straßen plötzlich gegen ein Land demonstriert wird. Sie hören auf der Straße, von anderen Mitschüler:innen oder in den Nachrichten, dass zwei Länder mit Waffen gegeneinander kämpfen und dass Menschen in unser Land flüchten. Und dass auch Kinder davon betroffen sind.

 

Wir Eltern versuchen, unsere Kinder bestmöglich zu schützen und alles Böse von ihnen fernzuhalten. Dabei vergessen wir oft, dass wir den Kindern ihre Sorgen damit nicht nehmen, sondern diese einfach nur verdrängen. Unsere Kinder erleben den Alltag und die Weltgeschehnisse genauso mit wie wir. Es ist unsere Aufgabe als Eltern, unsere Kinder zu unterstützen und zu begleiten. Das Ziel sollte nicht sein, die Kinder vor allem Bösen und Schlechten abzuschirmen, sondern sie in ihrer Verantwortungsfähigkeit ernst zu nehmen und sie an unseren eigenen Sorgen wirklich teilhaben zu lassen.

 

Wir können und müssen unseren Kindern die Realität zutrauen und darauf vertrauen, dass sie damit fertig werden, wie wir im Prinzip ja alle damit fertig werden müssen.

 

 

Umgang mit Angst

Wenn ein Kind Angst hat, müssen wir diese Ängste ernstnehmen. Dabei geht es nicht darum, dass wir das, was dem Kind Angst bereitet, klein reden, sondern dass wir für das Kind eine Konstante sind. Als Trost zu behaupten, es werde schon nichts passieren, ist der falsche Zugang. Dadurch würden wir unsere Kinder nur anlügen, denn keiner von uns weiß, was die Zukunft wirklich bringt. Eher sollten wir sagen: „Ich weiß nicht, was noch sein wird. Es kann etwas geschehen, aber du kannst dir sicher sein, dass wir immer alles dafür tun werden, dass uns nichts passiert.“

 

 

Ab wann führe ich ein ernstes Gespräch mit Kindern?

Kinder in Gespräche mit einzubeziehen, ist sehr wichtig, ab welchem Alter man mit Kindern ernste Gespräche führen sollte, sehr individuell. Bis zum Volksschulalter sollten ernsthafte Gespräche nur in unmittelbaren Situationen stattfinden, Grundsatzgespräche mit den Kleinsten sind für die Kinder nicht greifbar. Hilfreich für kleine Kinder ist es, konkrete Situationen, die sie beobachtet haben, nachzubesprechen. Wenn das Kind gerade Kriegsbilder in den Nachrichten gesehen hat, Gespräche zwischen Erwachsenen über den Krieg mitbekommen hat oder das Thema im Kindergarten besprochen wurde, ist es wichtig, mit dem Kind darüber zu reden und ihm zu erklären, dass das reale Bilder und Situationen sind, dass es ein Land gibt, in dem gerade Krieg herrscht. Etwas kindlicher ausgedrückt könnte man formulieren, dass es zwei Länder gibt, die sich gegenseitig bekämpfen.

Auch ist es wichtig, die Konsequenzen durch den Krieg verständlich darzustellen. Zum Beispiel: „Weil in einem Land gerade Krieg herrscht, gibt es viele Menschen, die nicht mehr in ihrem Zuhause bleiben können und Sicherheit in unserem Land suchen. Deshalb habt ihr vielleicht neue Kindergartenkinder dazu bekommen, die nicht unsere Sprache sprechen.“

Mit älteren Kindern, also etwa ab der Unterstufe, können ernste Gespräche über den Krieg auch ohne beobachtete Situationen stattfinden. Je älter Kinder sind, desto früher und proaktiver sollte das Gespräch gesucht werden, da es sonst zu Unklarheiten und Missverständnissen kommen kann. Im schlimmsten Fall könnten Unwahrheiten oder „Fake News“ bei den Kindern als Wahrheit ankommen.

 

 

Tipps für Eltern

Nimm die Angst des Kindes ernst und informiere altersgerecht. Bei kleineren Kindern ist es empfehlenswert, nur über den Krieg zu sprechen, wenn das Kind gezielt danach fragt oder konkrete Situationen miterlebt. Grausame Details sollten nach Möglichkeit vermieden werden.

Ist ein Kind beunruhigt und fragt nach, sollten Eltern ehrlich und ohne zu beschönigen antworten. Wenn du allerdings auf die Fragen keine Antwort hast, lüge dein Kind nicht an, sondern sage ihm: „Ich weiß es im Moment nicht. Ich werde mich informieren und sobald ich es weiß, werde ich dir eine Antwort geben.“

Vermittle als Elternteil oder Bezugsperson Ruhe und Sicherheit. Lass die Emotionen des Kindes zu, tröste es und nimm es in den Arm.

Kinder haben sehr feine Antennen. Sind die Eltern besorgt, spüren die Kinder das. Eltern sollten sich daher die Frage stellen, was der Krieg für sie bedeutet und wie sie mit dem Thema umgehen. Mach daraus kein Tabu, sondern fasse deine Sorgen kindgerecht in Worte.

Bei älteren Kindern und Jugendlichen können und sollen Eltern das Gespräch aktiv anbieten und zum Beispiel fragen, was er oder sie darüber denkt.

Frag nach, wo dein Kind auf das Thema gestoßen ist. Was hat es gesehen oder gelesen? Ist die Quelle der Informationen seriös? Besprich verstörende Bilder oder Videos mit dem/der Heranwachsenden.

Knüpfe an die Lebenswelt des Kindes an. Welche Bilder von Kämpfen hat es aus Büchern oder Videospielen im Kopf? Je nach Alter können Bilderbücher oder Nachrichtensendungen für Kinder helfen, den Krieg kindgerecht zu erklären.

Vielleicht möchte dein Kind aktiv etwas für Kriegsgeflüchtete tun. Ihr könnt z.B. als Familie eine Kerze für die Menschen in der Ukraine anzünden oder Geld für sie spenden. Kin-der und Jugendliche können ihre Gedanken, Wünsche und Gefühle oft auch gut in einer Zeichnung oder einem Brief aufs Papier bringen.

Ist der Krieg sehr präsent in eurer Familie, könnt ihr euch gemeinsam ablenken. Unternehmt etwas, das euch guttut, holt euch beispielsweise ein gutes Essen oder macht einen Spaziergang.

Wenn Sie als Elternteil oder Bezugsperson für Kinder und Jugendliche Unterstützung in dieser besonderen Situation wünschen, stehen wir Ihnen im Rahmen des EAP-Programms sehr gerne zur Seite! 

EAP-Berater:innen sind für Sie da.
Herzlichst, Ihr EAP-Team

Viele Menschen wollen helfen. Wir haben eine Auswahl an verschiedenen Möglichkeiten zusammengestellt, wie Sie Betroffene des Krieges unterstützen können.