Wie kann das gut gelingen?
In unseren Coachings und Beratungen erzählen uns immer wieder Menschen aus den verschiedensten Sparten, dass sie in ihrem Job vor allem funktionieren müssten und dass sie wenig gesehen und anerkannt werden. Einige berichten auch von Mobbing, immer mehr von Burnout und Erschöpfung. Könnten da Wertschätzung, ein respekt- und würdevolles Miteinander zu Lösungen beitragen?
„Wunder der Wertschätzung“
In seinem Buch „Wunder der Wertschätzung“ schreibt Reinhard Haller, Psychiater, Psychotherapeut und Neurologe, zu Beginn: „Wir alle wissen aus eigener Erfahrung, wie gut es sich anfühlt, wenn uns Anerkennung und Achtung entgegengebracht werden, wenn wir positive Zuwendung, Lob und Dankbarkeit erfahren. Dennoch hat Wertschätzung im Lauf der letzten Jahrzehnte einen Kurssturz erlitten.“
Allerdings meint Haller auch, dass sich anscheinend langsam der Wind dreht, dass die Sehnsucht nach Wertschätzung wieder wächst und aktiv gesucht wird. Passend dazu haben wir einen Artikel im Standard gefunden.
In diesem wird aufgezeigt, dass Wertschätzung wieder ein großes Thema wird, über das die Menschen auch reden.
Wertschätzung ist sicherlich kein täglich abzuhakendes To-Do, keine antrainierte Methode, sondern sollte aus einer inneren Haltung kommen, gepaart mit echtem Interesse am anderen.
„Schon sehr lange wird in Führungsseminaren gelehrt, dass einmal Schulterklopfen und ein Jahresbonus nicht das ist, was Menschen (Mitarbeitenden) das sichere Gefühl gibt, anerkannt und wertgeschätzt, gesehen, gefragt und informiert zu werden.“
Warum mache ich das, was ich mache?
Zum wertschätzenden Umgang kommt sicherlich auch noch das Vermitteln von Sinn in der Arbeit, die Antwort auf die Frage “Warum mache ich das, was ich mache?“. Der Standard hat dazu die beiden Geschäftsführer des Dienstleisters Sodexo (Lösungen für Betriebsrestaurants und Caterings), Michael Freitag und Andreas Sticha, befragt – hier die Fragen und Antworten zusammengefasst:
Auf die Frage der Zeitung, ob Wertschätzung gerade das (alte) neue Ding ist, meint Michael Freitag: „Es macht einen Unterschied, ob der Mitarbeiter, der Essen ausgibt, lächelt, weil er gerne arbeitet und weiß, warum, oder eben nicht. Die Motivation der Mitarbeiter ist heute auch eine andere, das liegt wesentlich an den Jungen, an der demografischen Kurve. Ein Firmenauto in guter Ausstattung inklusive Privatnutzung – das reicht heute nicht. Es muss zumindest elektromobil sein oder die Jahreskarte für die Öffis.“
Sein Kollege Andreas Sticha legt den Fokus auf Werte, die ja schon im Wort Wertschätzung durchklingen – Grundwerte wie Respekt, Erfolge sichtbar feiern und positives Feedback.
Weiters wird von beiden dargelegt, dass Unternehmen jetzt merken, dass sie Menschen verlieren, wenn sie Wertschätzung nicht in den Fokus nehmen. Diese ist eine Bringschuld der Vorgesetzten, die Basis ist Vertrauen. Das muss vorgelebt werden und sich im gesamten Unternehmen widerspiegeln. Es geht um echte Signale wie etwa Vertrauensarbeitszeit und darum, einschätzbar, berechenbar und konsequent zu sein. MitarbeiterInnen müssen klar wissen, was geht und was nicht. Immer wichtiger wird auch, wie die Firma ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt. Aktivitäten im Bereich Corporate Social Responsibility sind ein zunehmend starkes Instrument der Wertschätzung – zum Beispiel den MitarbeiterInnen für soziales Engagement freizugeben oder Corporate-Volunteering-Programme anzubieten.
Auf die Frage der Zeitung, wohin der Trend in Sachen Benefits bzw. Vorteile für die MitarbeiterInnen geht, stellt Freitag klar, dass Lebensqualität ein großes Thema ist. Dazu gehören natürlich gutes, qualitätsvolles Essen, Ernährungsberatung und Coachings zu diversen Themen. Hier ist die Nachfrage extrem gestiegen. Sehr geschätzt wird auch die Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, z.B. durch Kinderbetreuungsschecks. Auch Employee-Assistance-Programme sind stark im Kommen. Unternehmen bieten zunehmend für alle zugänglich und anonymisiert Hilfe und Beratung in Krisen oder in schwierigen Lebenssituationen an, sowohl psychologisch, rechtlich als auch präventiv.
Die Aussagen von Freitag und Sticha wollen wir noch mit einem Zitat von Reinhard Haller unterstreichen:
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person – das sind zwei von über hundert Rechten der UN-Menschenrechtscharta – sehr viele davon haben mit Wertschätzung zu tun. Daran sollten wir uns orientieren. Probieren Sie es einfach und vollbringen Sie – für sich selbst und Ihre Mitmenschen – das Wunder der Wertschätzung.“
Reinhard Haller
Quellen: https://www.derstandard.at/story/2000114239991/wertschaetzung-in-der-firma-ist-jetzt-feel-good, 11.02.2020 Reinhard Haller (2019): Das Wunder der Wertschätzung. Gräfe und Unzer. München